Welch eine Freude

Gerd ist heute dran. Er ist ein Freund aus Köln, Pfarrer und über seinen Job habe ich ihn auch bei uns in der Evangelischen Gemeinde in Sankt Augustin Menden kennen gelernt. Da waren ein paar Partys, Geburtstag, Sommer und Karneval, Gerd darf da auf gar keinen Fall fehlen. Schon vor zwei Jahren, zum 10. Bloggeburtstag hat Gerd einen Beitrag auf dem Blog geschrieben: “Pfarrer, Food-Liebhaber, Gerd” und als ich im Sommer gefragt habe, ob er noch mal Lust hat, was zu machen, war er direkt dabei. Lies selber…

Das Essen

Als die Bloggerin und meine Freundin Kim mich fragte, ob ich noch einmal für ihren Blog schreiben würde, hatte ich ein Flattern im Bauch.

Kim hat mit ihrem Blog viele Idee zu Essen und Reisen, zu Ideen und Tipps in unser Leben gebracht, und jetzt darf ich schon wieder was schreiben.

Also schreibe ich, Gerd, Pfarrer, Krankenhausseelsorger und Foodliebhaber. Damit ist die Spannung meines Lebens beschrieben, Pfarrer trinken viel Kaffee und essen viel Kuchen bei Besuchen, es gibt eine Keksmischung vom Discounter, die habe ich gefühlt 1000 mal bei Treffen in und um die Kirche gesehen. Und dann 3 Jahre Krankenhaus, essen was morgens im Wärmebehälter abgeliefert wird, vorher bestellt, wenn man lang genug da ist. Kasse oder Privat, Vegetarier*in oder nach OP wären ein paar Kalorien zum Krafttanken super, und das deutsche Gesundheitssystem… 

Als Pfarrer ist die Frage nach dem Essen beim Patientenbesuch ein sicherer Treffer für einen Haufen von Ärgernissen und Beschwerden, und oft kommen dann mehr Sorgen. Viele Patienten werden von den Angehörigen versorgt, sonst springen die Ehrenamtlichen und Grünen Damen ein, die wir ökumenisch im Krankenhaus organisieren. Seelsorge bedeutet manchmal auch praktische Hilfe, so gibt es immer Klamotten und Schuhe bei mir über die Kleiderkammer, das ordentliche Bücher da sind und exotisches Obst wie Mandarinen oder ein Baklava sind schnell organisiert.

Für die Mitarbeitenden ist in meinen Krankenhaus eine Kantine, manchmal esse ich auch da. Das Essen ist gut, es wird in einem Krankenhaus sogar frisch gekocht, die Portionen machen satt. Und es gibt sogar eine Salatbar. Viele Kolleg*innen essen trotzdem nicht da, 4.50 Euro ohne Getränke für Nudeln mit frischer Gemüsesosse ist eben auf Dauer viel Geld.

Dienstags gibt es Currywurst/Pommes und ich treffe bei der Mahlzeit die Ehrenamtlichen zum Nachgespräch. Ich habe also schon viele Currywürste verdrückt und sag mal so, es ist besser als das Krankenhausessen, die ich manchmal probiere, wenn die Beschwerden wieder zu arg werden. Und ja, für den Geschmack von 1500 Menschen morgens um 6 zu kochen ist schwer, und das Budget, was Minister*in mit Krankenkassen und Lobbyisten aushandelt, ist nur schwer ausreichend.

Aber es passt doch immer irgendwie. Neulich erzählte mir ein Mann, wie wunderbar das Essen doch wäre. Drei Mahlzeiten und Kaffee und man muss nicht abwaschen und alles wird einem gebracht. Und seitdem sage ich das den Patienten immer, sie müssen sich den Service mal vorstellen, mit all dem pünktlichen Essen und der Auswahl und dem Kaffee und der Klingel für mehr Sprudel. Kein Schleppen und Kochen, kein Küchengeruch und kein Abwasch.

Zum Abschluss zwei kleine Späße. Es gibt zwischendurch das weiße Essen. Spargel aus dem Glas mit weiße Soße und Kartoffel voller Stärke und einem Stück Huhn gekocht. Und wenn es das gibt, gibt es echte Fans, die das zusammenmatschen und sagen, dass sie es lieben. Und manchmal kommt der Teller komplett unberührt zurück.

Und das Mysterium der Joghurts. Als Nachtisch gibt es oft 0,1 Prozent Joghurts. Die kleinen. Und es gibt 90 Prozent Erdbeer. Wenn man eine andere Sorte haben will, muss man suchen. Oder Suchen lassen. Einmal hatte ich einen immobilen Patienten, der mich ganz offensiv nach einer anderen Sorte Joghurt fragte. Bitte Herr Pfarrer, ich leide. Ich mag Joghurt, aber Erdbeer bitte nicht. Ich wollte die Pein also mildern. Aber auf der Station gab es nur Erbeer und auf der Nachbarstation auch. Irgendwann fand ich eine der Essensdamen. Die wusste, wo es Aprikose, Kirsch und Co gab. Das Leuchten in den Augen des Patienten werde ich nicht vergessen.

Bei chezkimjoelle habe ich viel über Food und Zubereitung gelernt. Habe gelernt, das Menschen ohne 2 Hände beim Kochen ein Handicap haben, das man in Maastricht Hinterhöfe besuchen muss und das Ligurien ein neuer Sehnsuchtsurlaubsspot ist.

Liebe Kim, mach weiter mit Insta und Blog, es ist eine Freude Dir in deiner Tiefgründigkeit und deiner Leichtigkeit zu folgen.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert