Weltenbummler Florian

Florian habe ich auf meiner ersten Arbeitsstelle, nach meiner Ausbildung und meines Studiums kennen gelernt. Er war einer der Physiotherapeuten in unserer Praxis. Ich mochte ihn auf anhieb und wir haben uns gut verstanden, was das Zusammenarbeiten echt vereinfacht hat, in einem Unternehmen, in dem es eher schwierig war, zumindest für mich. Trotz das wir beiden den Job dann irgendwann gewechselt haben, ist der Kontakt nie richtig angebrochen und als ich nun gesehen habe, dass Flo in Südamerika unterwegs war und ob er nicht auch Lust hätte, was für den Blog zu schreiben, war er auch sofort dabei. Lies selber,….

Südamerika – ein Abendteuer für 6 Monate

Die längste Bergkette der Welt – Die Anden. Ich glaube, das war wohl der längste Grund für meine Reise. Ja, ich liebe es in den Bergen unterwegs zu sein. Leider fällt das im rheinländischen Alltag häufig unter den Tisch, generell die Natur zu genießen. Deswegen (und noch wegen ein paar weiterer Gründe) startete ich im Januar 2021 mit der Ansparphase für mein Sabbatical. Endlich wieder unterwegs sein. Die feste Planung begann dann später. Inzwischen wieder in einer festen Beziehung, musste der einmonatige Besuch meiner Freundin natürlich mit eingeplant werden. Sie buchte die Flüge vor mir, da die meisten Flugpläne erst ein Jahr im Voraus veröffentlicht werden und sie da natürlich direkt ein Schnäppchen machen wollte. Ich hätte auch noch warten können, doch so buchte ich bereits Ende August. 

Okay, die Flüge stehen. Romantisch wie ich bin, geht mein Flieger am 14.02. – Valentinstag. Immerhin eine Woche nach ihrem Geburtstag, für den ich den Start der Reise extra noch eineinhalb Monate nach hinten verschoben habe 😉

Schon während der weiteren Planung zeichneten sich Probleme ab. Aufstände in Peru. Ein Land das wir gemeinsam bereisen wollen. Ich denke mir nichts und beruhige sie immer wieder, dass noch genug Zeit bis dahin sei. 

Zwei Wochen vor der Abreise fängt dann mein Verabschieden an. Meine Familie ist etwas verteilt in Deutschland, so geht’s noch mal ab nach München, in den Schwarzwald und nach Stuttgart, bevor es dann los geht. Meine Vorfreude steigt immer mehr, die meiner Freundin schwindet und macht platz für den Abschiedsschmerz. 

Am Tag der Abreise, am Flughafen in Düsseldorf (na auch schon vorher zwischendurch), übermannt es mich dann auch und es wird ein tränenreicher Abschied. Für 2,5 Monate ohneeinander aber auch berechtigt und schön.

Santiago

Also ab in den Flieger. Mit einem Zwischenstopp in Madrid heißt das erste Ziel Santiago de Chile. Eine Stadt in den Anden. Beim Anflug freue ich mich bereits auf die Sicht über die Berge. Auch die Einreise funktioniert, trotz gebrochenem Spanisch, erstaunlich gut. Genauso wie der Bustransport zum ersten Hostel. Drei Tage habe ich hier gebucht. Ich kann ja verlängern, wenn ich will. Ich merke schnell, dass ich nicht will. Santiago ist eine Stadt, in der man als Tourist meiner Meinung nach nicht länger als 2 Tage bleiben sollte. Groß, dreckig und unangenehm. Trotzdem mache ich am ersten Tag eine Tour zu den Highlights. Durch einen der schöneren Stadtteile Bellavista auf den Cerro San Cristobal. Mit einem ungeplanten Umweg bin ich dann auch schon schön sonnenverbrannt auf dem Gipfel bei der Marienstatue angekommen. Zugegeben: der Ausblick auf die fünfeinhalb Millionen Stadt ist schon ganz cool. 

Valparaiso

Trotzdem will/muss ich raus aus dieser Metropole. Also auf dem Rückweg noch schnell beim Busbahnhof vorbei und meine Busse buchen. Es wird das Verkehrsmittel der Wahl für die nächsten Monate sein. Die erste Tour geht Richtung Meer. Ins Künstlerstädtchen Valparaiso. Hier steige ich aus dem Bus und bin wieder Umgeben von Menschenmassen. Das liegt allerdings daran, dass die Bushaltestelle direkt am Markt ist. Also kämpfe ich mich durch Menschen, Hühner, Avocados, Kleidung und Sonnenbrillen, Früchte, Reis und noch viel mehr Waren hindurch. Doch dann bin ich endlich angekommen. Tatsächlich schleicht sich hier im Künstlerviertel auch das erste Mal das Gefühl des Angekommenseins ein. Gerne hätte ich mehr Zeit gehabt, die Graffitis und kleinen und großen Kunstwerke hier zu bestaunen. Doch leider bleibt mir nur ein Tag, denn am Abend geht mein Bus zurück nach Santiago.

Pućon

Am nächsten Morgen geht’s dann auch früh wieder raus in den nächsten Bus. 10 Stunden Fahrt (nein, nicht die längste Strecke an einem Stück für mich) trennen mich von dem kleinen Ferienörtchen Pucón. Ein wundervolles Städtchen am Lago Villarrica und umgeben von Vulkanen. Die erste Woche hier heißt es allerdings erstmal Spanisch lernen. Also vormittags Einzelunterricht, dann etwas die Stadt erkunden und nachmittags die Hausaufgaben machen. Die Woche verfliegt und ich entscheide mich noch eine Woche in Pucón dran zu hängen. Diesmal ohne Sprachschule, dafür in einem der wohl schönsten Hostels, in denen ich war. Direkt am Seeufer gelegen kann man von hier sogar den aktiven Vulkan Villarrica in der Nacht glühen und Rauch spucken sehen. Sehr beeindruckend. In der Woche muss ich diesen Vulkan natürlich auch besteigen und buche so meine erste Tour. Es folgt noch eine Hydrojet Tour und eine selbst geplante Wanderung. Pucón ist ein Paradies für Aktivurlauber😉

Die Wanderung wird spontan an meinem vorletzten Abend geplant. Bei einem Bier. Mit Franz. Er hat sich für den nächsten Tag mit einem Freund verabredet, um in einem der Nationalparks auf einen der Berge zu steigen. Am gleichen Abend schließen sich noch zwei Mädels diesen Vorhaben an. 

Gesagt, Getan geht’s am nächsten Tag los. Es wird hart. Der Freund gibt schon nach den ersten Metern auf, da er sich sein Essen noch mal durch den Kopf gehen lassen muss. Er schläft noch ne Runde im Auto und macht ne eigene Tour. Wir anderen vier gehen froh und motiviert los. Und enden völlig fertig, hungrig und mit definitiv zu wenig Sonnencreme, am Gipfel. Es entschädigt wie immer für alles. Der Blick auf die umliegenden Vulkane ist atemberaubend. So ist der letzte Tag in Pucón auf jeden Fall im Gedächtnis geblieben.

Puerto Natales

Über ein paar Stationen geht’s dann nach Puerto Natales. Endlich in Patagonien. Die nächste Wanderung steht an. Es sind 8 Tage geplant durch den Torres del Paine Nationalpark. Benannt nach seinen 3 Felstürmen ist es wohl der bekannteste Nationalpark Patagoniens. Die Touristen werden in Busladungen hierhin gefrachtet. Das stört mich nicht groß, denn die 8-Tageswanderung, der sogenannte O-Track, ist durch die begrenzten Schlafplätze nur begrenzt begehbar. Die anderen Touristen sind hier entweder für den kleineren Bruder, den 5 Tage dauernden W-Track oder halt nur für Tagesausflüge.

So stapfe ich von einem spektakulären Ausblick zum Nächsten. Abends sitzt unsere Truppe immer wieder zusammen und erzählt von ihren Begegnungen. Die Wildpferde, Spechte und Andencondore sieht jeder. Berichte über einen Puma kommen leider nicht auf 😀 Tagsüber ziehe ich mich zurück und entspanne in der Ruhe der Natur. Am 4. Tag kommt dann die größte Herausforderung. Es geht über den Pass. Um spätestens 7 Uhr müssen wir unser Camp verlassen. Und dann geht’s durch eisige Flüsse und schneebedeckte Felsen zum Pass. Oben fühlen sich meine Hände abgestorben an. Darauf war ich nicht vorbereitet. Aber trotz der Anstrengung lohnt sich der Tag. Der Blick auf das südpatagonische Eisfeld kann mich zwar noch nicht so erwärmen, aber spätestens bei der ersten der drei Hängebrücken bin ich wieder froh gestimmt. An dem Abend kocht und isst unsere Gruppe zusammen und wir teilen alle unser Essen. Denn heute trennen sich die Wege und der Schwung des W- Tracks kommt dazu. 

Ich entscheide mich auch dazu, einen Pausentag einzulegen, was dank meiner Planung kein Problem ist. Auch die restlichen Tage sind beeindruckend. Aber am beeindruckendsten ist das Postkartenmotiv der der Torres del Paine. 

Argentinien

Gegen meine ursprüngliche Reiseplanung, die nur durch Chile, Ecuador und Peru führen sollte, entscheide ich mich aber die Grenze zu Argentinien zu überschreiten. Von der Gletscherwand des Perito Moreno bei El Calafate geht’s nordwärts. Die 32 Stunden im Bus nach Bariloche machen die Fahrradtour, aber vor allem der Tag auf dem Motorrad dort wieder wett. Die Straße der sieben Seen entlang nach San Martin de los Andes ist ein Muss. 

Und auch sonst sind die Städte, die ich im Westen Argentiniens besuche, allesamt sehr schön und die Menschen einfach nett und freundlich. Über Mendoza geht’s nach Salta. 

Nach Mendoza will ich primär wegen der Möglichkeit, von dort aus den höchsten Berg außerhalb Asiens zu sehen. Also nicht direkt von Mendoza aus. Aber ich stellte es mir beeindruckender vor, vor dem knapp 7.000m hohen Aconcagua zu stehen. 

In Salta ging es dann für mich auch etwas höher hinaus. Der Tren a las nubes, der Zug in die Wolken, ist eine Erfahrung wert. 

Chile

Danach hieß es noch einmal zurück nach Chile zu reisen. Nach 4 Stunden an der Grenze war es dann so weit und unser Bus durfte in die trockenste Wüste der Welt fahren – die Atacamawüste. Bekannt für den wohl schönsten Sternenhimmel der Welt. Ich hatte Glück und traf Sam. Einen Briten, der für eine Fortbildung nach Chile gekommen war und vorher noch ne Woche Zeit hatte, um zu reisen. Um diese Woche zu nutzen hatte er sich ein Auto gemietet. Ohne die ganzen Menschen konnten wir so die Schönheit der Atacamawüste bewundern. Von den Geysiren und Hot Pools über die Salzfelder, an denen wir der Stille gelauscht haben, bis zu den von Flamingos bewohnten Lagunen. Doch erst das Valley de la Luna brachte mir beim Wandern über die Sanddünen das erste Mal ein Richtiges „Oh mein Gott ich bin in der Wüste“ Gefühl.

Lima und Umgebung

Nach dieser Woche musste ich mich ein wenig beeilen. Es stand der Besuch meiner Freundin an, die nach Lima kam. Also ab in den Bus und auf das Wiedersehen freuen 😊 nach einer kurzen Eingewöhnungszeit in Lima verließen wir die Stadt in Richtung Cusco. Die Stadt, von der aus die meisten Touren zu dem Weltwunder Machu Picchu führen. Die ehemalige Inkastadt umgeben von den Bergen. 

Mich erstaunten aber viel mehr die in der Nähe gelegenen Regenbogenberge. Und ja, sie sind wirklich farbintensiv. 

Leider mussten wir in dem Wanderer und Wintersportlerparadies rund um Huaraz dann etwas Pause einlegen. Die Wanderung zur Lagune 69 hat noch geklappt, doch litt meine Freundin im Anschluss etwas an der Höhe. Gut, dass unser nächstes Ziel dann das Meer war. 

In Mancora ließen wir uns also dann die Sonne auf den Bauch scheinen und übten uns im Wellenreiten. Inklusive langen Abendspaziergängen am Strand. Doch das war noch nicht alles an Strand. 

Galapagos Inseln

Denn das tierischste Erlebnis auf meiner Reise sollte kommen. Wir flogen auf die Galapagos Inseln. Nicht nur die Leguane und Pelikane, nein auch Schildkröten, Rochen, Seehunde und Pinguine durften wir dort in freier Wildbahn erleben. Doch mein Highlight war definitiv das Schnorcheln mit den Haien. Okay, es waren Babyhaie 😀

Die letzten drei Tage des Monats mit meiner Freundin verbrachten wir dann in Quito. Eine der schönen Großstädte. So schön, dass ich 3 Wochen dort in einem Hostel arbeitete. Okay, das war auch etwas dem teuren Ausflug auf die Galapagosinseln geschuldet. Im Anschluss ging es dann noch 3 Wochen in eine kleine Stadt namens Puyo, um dort in einem Hundetierheim zu helfen. Beides eine sehr schöne Erfahrung. 

Intensive Tage am Ende

Okay. Drei Seiten sind geschrieben. Und das Ende meiner Reise wurde doch noch sehr intensiv. Ein kleiner Überblick: 

Es folgte eine Tour im Jungle, eine Woche Motorrad fahren in Kolumbien, ein Besuch in der Salzwüste Uyuni und die körperlich am meisten herausfordernde Tour meines Lebens, die Besteigung des Huyana Potosi in Bolivien. Das alles, wie im letzten Abschnitt nur kurz anzureißen, wird der Schönheit nicht gerecht. Wer es gerne in seiner ganzen Pracht lesen und die Bilder dazu sehen will, darf gerne in meinem FindPenguins Profil herumstöbern. 

Dein Flo 

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