Meine Tante Uschy macht den Start bei diesem 12. jährigen Bloggeburtstag. Sie war auch diejenige, die die Idee zu diesem Blog hatte, diejenige, die mein erstes Jahr online sponserte und bis heute einer meiner größten Fans ist. Durch sie habe ich in den letzten Jahren so viel über Ernährung erfahren und von diesen Erfahrungen möchte sie heute etwas teilen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du unter dem Text kommentierst, ob du dich vegetarisch oder vegan ernährst und was deine Beweggründe sind.
Pupsende Kühe
Wenn mir vor zehn Jahren jemand gesagt hätte, dass ich einmal nahezu vegan leben würde, hätte ich das nicht geglaubt. Ich war eher kritisch eingestellt über zu viele Regeln für das Essen. Dachte, Veganer oder sogar Vegetarier hätten ein eher anstrengendes Leben.
Dass eine andere Art zu Essen ein Gewinn sein kann, das wurde mir erst spät klar. Da hatte ich schon Jahrzehnte lang an das Gute in der Milch geglaubt, daran , dass nur rotes Fleisch Kraft gibt und all solche Dinge halt, mit denen man beworben wurde und aufwuchs, wenn man in den sechziger Jahren zur Welt gekommen war.
Die Wende setzte in meinem Bewusstsein ein, als meine damals noch recht jungen Kinder nach Hause kamen mit der Erkenntnis, dass ein Teil – und keineswegs ein kleiner Teil – der Klimaschädigung auf extensive Tierhaltung zurückzuführen ist, auf pupsende Kühe, wie ich vom Nachwuchs lernte.
Dieses Thema hatte ich bis dahin nicht auf dem Zettel – Autos, Fliegen, klar, da wusste man ja, das ist schlecht für die Umwelt. Aber die Tiere? Die Kühe, der Methanausstoß, der Raubbau an der Natur durch extensiven Anbau von Tierfutter? Ich hatte es nicht auf dem Zettel . Ziemlich blöd für einen eigentlich gut informierten Menschen.
Also, begann ich zu lesen, Dokumentationen zu schauen, The Game-Changer , Dominion, Cowsspiracy, Seespiracy… es war viel auf dem Markt. Und dann stellte sich heraus, dass all die schädlichen Dinge unseres Konsums nicht nur für die Umwelt, sondern auch für unsere eigene Gesundheit Nachteile bringen.
Also las ich weiter, Michael Greger „How not to die“ oder Texte des Ernährungsmediziners Michalsen, schaute weiter Dokus wie „What the Health“ und nach und nach war mir klar, kein Vegetarier oder „Fast-Veganer“ zu sein, war keine Option mehr.
Ich wusste zu viel !
Parallel dazu lief bei uns ein anderer Film. In der Küche. Wir gingen als Familie auf eine regelrechte Abenteuerreise. Experimentierten, kauften anders ein, in unseren Vorratsschrank zogen Hülsenfrüchte aller Art, unbekannte Gewürze, Gemüse und nochmals Gemüse, Nüsse, Tofu, aber auch die ein oder anderen Ersatzprodukte kamen in den Topf und auf den Tisch.
Es war ein köstliches Abenteuer. Wir lernten Dinge kochen, die besser schmeckten als jedes Stück Steak, die Linsengerichte zauberten ferne Länder auf den Tisch, vom Kuchenteig konnten wir jetzt sorgenlos naschen, weil die rohen Eier fehlten. Und selbst das Rührei aus Tofu mit Schnittlauch und einer Prise Kala Namak-Salz schmeckte uns schnell besser “als das tierische” Original.
Sicher, manches, was wir ausprobierten, schmeckt auch scheußlich. Aber wir wurden immer besser.
Dass wir uns „ Fast-Veganer“ nennen, liegt daran, dass wir auf Reisen und in Restaurants nicht immer etwas zu Essen finden, wenn wir zu streng sind. Und eines haben wir noch nicht ersetzen können, das ist der Ziegenkäse , ja, und manchmal werden wir bei Parmesan schwach, aber alles andere funktioniert.
Wenn mich heute jemand fragt, warum ich so lebe und esse, dann sag ich erstens, weil das mein Beitrag zum Klimaschutz ist, zweitens, weil es lecker ist und drittens tut es mir gut. Und wenn ich jetzt in der Amazon-Doku von Joko Winterscheidt die grausamen Bilder der Zerstörung unseres Planeten sehe, bin ich froh, wenigstens einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass wir das Ruder vielleicht noch rumwerfen.