Ich habe Doris in ihrem Obst- und Gemüsegarten besucht. Sie ist Übersetzerin für Englisch und Französisch und sie hat eine große Leidenschaft: Das Gärtnern. Seit einem Jahr besitzt sie ein kleines Grundstück, auf dem sie viel Obst und Gemüse für den eigenen Bedarf anpflanzt. Ich habe sie besucht, um mit ihr gemeinsam ein paar Äpfel zu ernten und daraus Apfelmus zu machen.
An einem Montag bin ich zu Doris Wohnung gefahren. Es war ein toller Tag, die Sonne schien, es war nur leicht bewölkt und man konnte draußen gut ohne Pulli oder Jacke sein. Zusammen sind wir in ihren Garten gefahren bei Oberkassel (Bonn). Hier hat sie ein großes längliches Grundstück gepachtet, das sie mit Obst und Gemüse bepflanzt. Zuallererst fällt einem aber der wunderschöne alte Apfelbaum auf. Die Äste hängen leicht herunter, da die Äpfel so schwer sind. Ein schöner Anblick, denn ich weiß, dass wir die Äpfel heute ernten und daraus Apfelmus machen werden. Davon abgesehen ist der restliche Garten so grün und ich entdecke viele tolle Gewächse wie Weißkohl, Mangold, Kartoffeln, Hokkaidokürbis, Mais, Kohlrabi, Rote Beete, Auberginen und Möhren. Auf einem Hügelbeet wachsen verschiedene Arten von Salat und im hinteren Teil des Gartens entdecke ich noch Feigenbäume, Zucchini, Paprika, Sellerie, Gurken und sogar ein paar kleine Melonen. Die vielen bunten Tomaten, so sagte Doris, sind weitestgehend abgeerntet, aber weil sie so schnell noch kein Regendach bauen konnte, ist ein Großteil dann doch dem Regen zum Opfer gefallen.
Bevor es an die Apfelernte ging, haben wir noch die restlichen Kartoffeln geerntet, Möhren aus dem Boden gezogen, uns über ganz viele Gartenhelfer wie Marienkäfer und Regenwürmer gefreut, denn letztere sind zur Bildung von Humuserde ganz wichtig. Danach haben wir auch ein paar Maiskolben, Mangold und Zucchini geerntet. Ich war erstaunt über die Vielfalt, wir sprachen über die verschiedenen Böden und Kulturen, die angepflanzt werden können und welche Pflanzen sich gut und welche sich nicht so gut vertragen. Doris hat sich zum Ziel gesetzt, seltene und gefährdete Kulturpflanzen, die im Handel nicht mehr angeboten werden, selber biologisch anzubauen. Es gibt vieles was man beachten muss, um für jede Pflanze den richtigen Standort zu finden und den Boden richtig vorzubereiten. Es kostet Mühe, aber was am Ende raus kommt, wird sich auf jeden Fall lohnen – aromatisches, vitaminreiches und originell aussehendes Gemüse in vielen Farben und Formen – egal wie lange man davon jetzt nun leben kann.
Zuallererst haben wir die noch gut aussehenden Äpfel, die bereits auf dem Boden lagen, eingesammelt, wenn sie denn nicht schon länger „bewohnt“ waren. Danach haben wir auch reife Äpfel vom Baum gepflückt, die leicht vom Ast zu lösen waren. Am Ende des Besuchs im Garten hatten wir zwei Körbe voll Obst und Gemüse. Doris schnitt noch ein paar Kräuter ab, um sie später für das Kochen zu nutzen und Pfefferminze für Tee. Ich war immer noch dabei, von den leckeren kleinen gelben Physalis zu schwärmen, die ich probieren durfte und von denen ich mir einige eingepackt hatte, um sie „später“ noch zu genießen – dazu kam es allerdings nicht, da ich sie alle schon vorher aufgegessen hatte. Mit den Körben fuhren wir dann zurück in Doris Wohnung, packten die stolze Ernte auf den Küchentisch, sortierten die Äpfel für das Apfelmus, wuschen sie, und schälten und schnitten sie danach in kleine Stücke. Die erste Kostprobe der Äpfel war schon mal ganz lecker: richtig saftig und süß. In einem Topf mit etwas Orangensaft köchelten die Stücke vor sich hin und wurden von uns mit etwas Rohrzucker, Zimt und Zitronensaft verfeinert. Währenddessen kochten wir die Weckgläser aus (die Gläser im Backofen und die Deckel in einem Topf mit Wasser) und probierten die getrockneten Apfelringe, die Doris zuvor mal gemacht hatte. Nachdem das Apfelmus fertig war, mussten wir es nur noch in die Gläser füllen, gut verschließen, auf den Kopf stellen und abkühlen lassen. Derweilen zeigte mir Doris noch ihren Komposthaufen auf ihrem Balkon, wo der Apfel-Abfall hineinkommt. Als Behälter dient ein alter großer Wäscheeimer aus Plastik, in den sie unten und an den Seiten Löcher gebohrt hat. So stellt sie sozusagen ihre eigenen Dünger her. Jedes Jahr hat sie so einen Ertrag von einem großen Eimer, den sie wiederum mit in ihren Garten nimmt. Sie würde sich freuen, wenn mehr Menschen in ihren Gärten Obst und Gemüse anpflanzen würden, auch wenn es nicht viel wäre. Auch das Kompostieren findet sie klasse und würde gerne mehr Menschen davon überzeugen. Denn auf diese Weise kann man den gesamten Bioabfall eines Haushalts zu einem wertvollen und gesunden Biodünger umwandeln und wiederverwerten.
Ich war total begeistert von dem Tag und sehe jetzt so manche Dinge anders. Ich nehme viele Ideen mit und habe mir als Ziel gesetzt, sobald der Frühling wieder vor der Tür steht, meinen Balkon schön herzurichten und mir ein paar Tomaten, Erdbeeren und andere Pflanzen ins Haus zu holen. Ich bin fasziniert von der Vielzahl an Möglichkeiten und den Ertrag, den man daraus ziehen kann. Doris kocht die meisten ihrer Tomaten zu Sugo ein und liebt es, verschiedene Variationen auszuprobieren. Natürlich geht sie noch einkaufen, aber das was sie in ihrem Garten hat und was sie daraus macht, dafür brauch sie kein Geld mehr auszugeben. Dazu macht es auch noch eine Menge Spaß und am Schönsten ist es doch, wenn man dann noch zu zweit in der Küche steht und Apfelmus kocht, sich austauscht und sich neue Gelegenheiten und Freundschaften ergeben.
Weitere Impressionen aus dem Garten